Stadt für alle? Zum ESP Thun Bahnhof, Rosenau, Scherzligen

Hintergrund von Jürg Bührer, Koordinator Arbeitsgruppe Stadtentwicklung, Energie und Verkehr SP Thun

Stadt für alle? 

Eine grundsätzliche Frage die sich mir stellt ist, wer eigentlich für die Stadt Thun verantwortlich ist. Oder die Frage, wer entscheidet darüber wie unsere Stadt in Zukunft aussieht? Man dürfte meinen, das Stadt in einem demokratischen Prozess auszuloten, doch ist dem so? Häufig können sich politische Parteien im Rahmen von Mitwirkungen einbringen, was die SPT regelmässig macht, doch zu diesem Zeitpunkt sind die wichtigen Entscheidungen schon längst gelaufen und nicht mehr verhandelbar. Aus meiner Sicht müssten grosse Veränderungen im Stadtbild offen diskutiert werden. Es müsste in demokratischen Prozessen ein gemeinsames Zielbild gefunden werden bevor Architekten im Auftrag von Investoren die Fragen der Politik und Gesellschaft beantworten. Da sehe ich unsere Behörden in der Pflicht um diese Diskussionen zu moderieren und die wichtigen Fragen frühzeitig aufzuwerfen. 

Andererseits darf man die Behörden nicht diejenigen Aufgaben machen lassen, die eigentlich die der Zivilgesellschaft und der Politik wären. Dialogprozesse und Bürgerbeteiligung sowie die Kritik an politisch-gesellschaftlichen Verhältnissen, die schliesslich im Vorschlag eines neuen Stadtquartiers mündet, sind Beispiele für eine offene Diskussionskultur und diese müssen initiiert werden. 

Die Antwort auf die Frage, wer die Stadt macht, darf man also nicht allein der Eigenlogik von Immobilienentwickler und Behörden überlassen. Es liegt an uns sich für eine STADT FÜR ALLE einzusetzen und uns in die Stadtentwicklung einzubringen.

Identität

Der Begriff Identität beschreibt in der Stadtentwicklung die persönliche sowie atmosphärische, örtlich ge­bundene Ebene der Identifikation und Zugehörigkeit zu einer Stadt oder einer Nachbarschaft. Um eine Aussage zur Identität zu machen ist es sinnvoll, die Aspekte der Ausstrahlung, Akzeptanz und des Alleinstellungsmerkmals zu berücksichtigen.
- Die ‹Ausstrahlung› ist die Eigenschaft, die einen Stadtteil charakterisiert. Hat ein Stadtteil eine hohe Ausstrahlung, zeugt dies oft von einer Andersartigkeit innerhalb der Stadt.
- Als ‹Alleinstellungsmerkmal› oder USP (Unique Selling Point) wird das herausragende Leistungsmerkmal eines Stadtteils bezeichnet. Ohne USP können Nutzer_innen und Bewohner_innen keine Identifikation mit dem Ort aufbauen. Das Alleinstellungsmerkmal hat zentrale Bedeutung für den Aufbau von Wertvorstellungen
- Der Aspekt der ‹Akzeptanz› bezieht sich auf die baulichen Objekte und bezeichnet die Zustimmung zum Repräsentierten und zur angebotenen oder vor­geschlagenen Nutzung. Der Akzeptanz geht also eine bewusste oder auch unbewusste Beurteilung anhand subjektiver Wertmassstäbe voraus.

Stadt für alle!

Für das Gebiet ESP Thun Bahnhof-Rosenau-Scherzligen sind  innovative und partizipative Planungsprozesse und eine breite Mitwirkung vorgesehen. Dies wird u.a. in der >> Wohnstrategie 2030 S. 14 beschrieben. >>

Wenn Planungsprozesse offen gestaltet werden, kann Neues und Innovatives entstehen und Akzeptanz und Identifikation mit dem Entstehenden gefördert werden. Breite Kreise der Bevölkerung fühlen sich jedoch kaum je direkt angesprochen und werden selten nach ihren Visionen, Meinungen und Bedürfnissen gefragt. Stadtentwicklung scheint zudem für Menschen, die sich nicht routiniert mit der Materie befassen, oft etwas abstrakt und schwer vorstellbar. Dazu kommen weiter Hürden und Hindernisse, die eine direkte Beteiligung behindern oder verunmöglichen. 

Mit der Online Partizipation ESP Thun Bahnhof-Rosenau-Scherzligen wurde versucht, eine neue Möglichkeit der Mitsprache und Beteiligung zu lancieren. Uns ging es dabei hauptsächlich darum, die Stimmen der Mitglieder hör- bzw. lesbar zu machen und zusammenzutragen. 

Wir möchten uns sehr herzlich bei allen bedanken, die bei der Online Partizipation mitgelesen, mitgedacht oder mitgemacht haben. Herzlichen Dank! 

Was braucht es für dich persönlich auf diesem Gebiet, damit du dich wohlfühlen wirst und dich mit dem neu entstehenden Stadtteil identifizieren kannst? Was könnte hier entstehen, was in Thun noch fehlt?

Antworten der Mitglieder der SP Thun:

Eine gute Mischung von Wohnen (Angebote in verschiedenen Mietpreissegmenten inkl. genossenschaftlicher Wohnungsbau) Arbeiten (eher Kleingewerbe) und kulturellen Angeboten. Ein Gebiet, das schrittweise entstehen, sich verändern, sich an neue Bedürfnisse anpassen kann. Zwischennutzungen anbieten. Auf bereits Bestehendem aufbauen, resp. Bestehendes integrieren und nicht an einen anderen Ort verlegen. Aktuell gibt es ja schon etliche Nutzungen für eine breite Bevölkerung (Ludothek, Frachtraum, Caritas, Brocki, Tanzen,..Auf diesen Angeboten soll aufgebaut werden. Keine Protzbauallee wie z.B. in Zürich. Raumangebote, die dann wirklich genutzt und belebt werden und nicht leer stehen. Eine Verbindung Bahnhof - Schadau. Eine Fussverbindung, auf der ich mich auch nachts sicher fühle. Eine Seestrasse, die entweder für den Durchgangsverkehr gesperrt wird oder verlegt wird. Das Gebiet soll einen urbanen Charakter haben, v.a. auch weil es zentral, in Bahnhofsnähe liegt. Wer dort wohnen will, muss sich dies bewusst sein.

Der Zugang zum Wasser muss öffentlich bleiben! Verschiedene Wohnformen (nicht nur Familienwohnungen) sind wünschenswert, ebenfalls verschiedene kulturelle Angebote.

Wohlfühlen/Identifkation:
- Bestehende Gebäude, in denen Nutzungen (Kultur, Arbeiten) bereits jetzt funktionieren, sollen erhalten bleiben (z.B. AKuT, Frachtraum, div. Kleingewerbe).
- Erhalten des Post Rosenau-Gebäudes: Ästhetisch ist das Gebäude für mich zwar nicht ansprechend, schafft aber Identität. Mögliche Nutzung unter "Was fehlt in Thun?"
- Ich würde mich in diesem Quartier wohlfühlen, wenn eine durchmischte Nutzung ermöglicht wird, die Lebendigkeit erzeugt. Ich wünsche mir Nutzungen für Kultur und fürs Arbeiten, die keine oder nicht nur zahlungskräftige Inhaber*innen voraussetzen. Das bedingt aber, dass bestehende Gebäude erhalten bleiben und nicht durchwegs durch teure Neubauten ersetzt werden, deren Nutzung sich dann nur einige wenige leisten können.
- Auf dem Bahnhofplatz/Aarefeldplatz wünsche ich mir zum Wohlfühlen mehr Begrünung und Wasser (z.B. Brunnen oder ähnlich wie vor dem Bundesplatz) und mehr Sitzgelegenheiten.
-Ganz besonders wohlfühlen würde ich mich auf dem Kleist-Inseli, wenn das für Private gesperrte Areal öffentlich zugänglich gemacht würde, wenn nötig durch Enteignung. Was fehlt in Thun? Hier fehlen zentral gelegene, nicht kommerzielle Räumlichkeiten, die günstig oder sogar kostenlos gemietet werden können für: - öffentliche Podien/Diskussionsrunden
- politische oder private Feste (z.B. Soli-Feste)/Anlässe für mehr als 30 Personen
- Vereinsversammlungen und -anlässe - Filmabende und diverse andere nichtkommerzielle kulturelle Anlässe
Die Vorstellung solchen Raums geht in Richtung eines Volkshauses. Aus meiner Sicht würde sich diese Nutzung im Postgebäude Rosenau eignen, zu diesem Zweck sollte die Stadt das Gebäude erwerben. Weiter fehlen Freiräume für Jugendliche, wo nicht jede Bewegung beobachtet und nicht bei jedem kleinsten Fehltritt interveniert wird. Im Bereich rund ums AKuT (aber unabhänig vom AKuT) könnte solcher Freiraum entstehen (muss nicht "geschaffen" werden, sondern die Stadt müsste ihn entstehen lassen).

freiraum für kultur, freiraum für junge wie das akut, wohnraum für das kleine portemonaie, wohnen co2-neutral, wohnen und arbeiten am gleichen ort, ein quartier wie ein kleines dorf mit kurzen wegen ohne miv für einkaufen, kultur und essen und vielleicht sogar sport, ein neues kunstmuseum, ein hallenbad auf dem dach mit blick in die alpen (das hallenbad mit dem schönsten panorama :-), einfach ein buntes miteinander mit viel freiraum für kreative ideen

Keine neuen Wohnungen (DER LÄRM!!!) sondern weiterhin Platz für Dinge die ja auch bereits dort sind. Brocki, ein komischer kommerz-Nachtclub, das Akut, irgendwelche Firmen die dort schon ihre „Bude“ haben (den Frachtraum, Ateliers oder wie auch immer). Einfach etwas „Luft“ auch für Sachen die nicht einfach in einem strukturierten und „durchdachten neuen Stadtteil“ Platz haben. Sowas wäre dann eh tot, wie andere Beispiele zeigen. Rosenau Post stehen lassen und wenn Post ausziehen würde vermieten für Ateliers und kleine Firmen (start-ups) usw.

Beitrag zur Identität Auf dem Areal Rosenau befand sich am Scherzligweg die Villa Rosenau mit dem nach einem italienischen Schlösschen nachempfundenen markanten Aussichtsturm (siehe Link mit historischen Bildern unten). Diese musste dann beim Bau der Eisenbahnlinie Thun-Spiez 1958 abgebrochen werden. Ein Wiederherstellen zum historischen Bezug ist da schwierig, wohl bei allen Projekten. 1drv.ms/u/s!AqY6IekG1UGmh7gnr36re4f12C-yjA

Platz zum verweilen - mehr Grünfläche, eine diverse Nutzung des vorhandenen Platzes, Aarequai umbedingt freihalten! Nicht mit Wohnblöcken zupflastern, Wohnungen mit See-/Wasseranstoss sind viel zu teuer und nutzen nur wenigen. Variante 3 ist mir sehr symphatisch. Beinhaltet vieles, dass in Thun fehlt. Den Ort mehr für das öffentliche Leben nutzen und keine, oder nicht nur private Wohnsiedlungen bauen, die haben anderswo genug Möglichkeiten.

Wenn mit anderen Menschen darüber spreche, warum ich gerne in Thun wohne, dann hebe ich meist die von mir geschätzten Vorzüge der Stadt hervor: Die Nähe zu Fluss und See, das Kleinstadtflair mit urbanem Charakter oder die gute Verkehrsanbindung. Ich identifiziere mich dabei mit Stadtteilen, in denen ich mich gerne aufhalte und in denen ich mich überhaupt aufhalten KANN. Das Areal Rosenau Scherzligen beinhaltet viele der Vorzüge, die ich an Thun schätze: Die Nähe zum Wasser, das Kleinstadtflair (mit dem Provinzbahnhof samt guter Verkehrsanbindung) und den urbanen Charakter durch die bestehenden industriell geprägten Gebäude. Es ist aktuell kein Areal mit welchem ich mich identifiziere, weil ich meist nur durchgehe oder –fahre. Damit ich mich im Areal in Zukunft wohlfühle, muss ich mich dort GERNE aufhalten KÖNNEN. Dafür wünsche ich mir mehr Zugang zum Wasser, mehr gute Gründe dahinzugehen (z.B. mehr kulturelle Angebote, Beizli, Geschäfte, Ateliers oder vielleicht auch Freunde, die ich dort besuchen möchte) und immer eine gute Portion Patina und Hässlichkeit, weil das für mich zu einer Stadt dazugehört.

Ich unterstütze die Variante 3 von Jürg Bührer. Namentlich die Aufwertung des Gebiets zwischen Schiffskanal und Aare finde ich überzeugend. Es müssten insbesondere vor dem eigentlichen Mitwirkungsverfahren zu einem bestimmten Projekt vorgängig in der Bevölkerung und im Stadtrat Diskussionen über die möglichen Varianten geführt werden, damit nicht das gleiche wie bei der Neugestaltung der Hoffmatte geschieht.

Ich bevorzuge die Variante "kleinteilig", so wie Jürg in seinem Stadtlabor aus- und dargestellt hatte. Damit kann altes und neues verbunden werden- für mich die "natürliche" Art der Weiterentwicklung eines bestehenden Stadtgebiets. Ein Nebeneinander von alt und neu führt so zu einem Miteinander von Menschen, Nutzung und Architektur.

Eine öffentlich passierbare (Strandweg) und zugängliche Bebauung, die Nutzung für Gewerbe und Wohnen in allen Preissegmenten, vor allem auch im unteren Bereich erlaubt. Das ganze realisiert in einer ansprechenden, für breite Teile der Bevölkerung aktzeptablen Architektur.

Auf jeden Fall muss der neue Stadtteil für viele offenstehen: Mieter*innen und Mieter in bezahlbaren Wohnungen, Kleingewerbe, Kultureinrichtungen, kleineres Konzertlokal, Restaurants, Bistros, Jugendherberge. Keine Trennung von Wohnen für Begüterte und Wohnen für die "Normales".

Ich unterstütze grundsätzlich die Überlegungen und Kriterien von Jürg. Die beiden Vor-Studien mahnen mich sehr an das Selveareal, das eine städtebauliche Katastrophe geworden ist. Für mich ist ein Stadtteil attraktiv, wenn ich gerne dort bin resp. hingehe: zum Einkaufen, öffentliche Verwaltung, für Kultur, zum Geniessen (z.B. Gastronomie) usw., also eine gute Durchmischung (inkl. Wohnungen). Diese Bedürfnisse kann ich allerdings weitgehend bereits in der Innenstadt abdecken, also eigentlich nichts Neues (und es kommt mir dazu auch nichts in den Sinn), sondern eher zusätzliche Konkurrenz, über deren Sinn ich mich gerade in der heutigen Zeit frage.

Das Planungsgebiet soll im Raum Bahnhof als Verkehrsdrehscheibe aufgewertet werden (ohne MiV-Durchgangsverkehr). Wichtig sind hier eine stärkere identitätsfördernde städtebauliche Ausstrahlung und Adressbildung mit optimalen verkehrlichen Voraussetzungen (für Kommunal-, Regional- und Fernverkehr) sowie überwiegend publikumsorientierten Nutzungen und einer hohen Aufenthaltsqualität. Das Gebiet Rosenau/Scherzligen ist für die Stadtentwicklung von grosser Bedeutung - einmalig. Es ist heute noch vorwiegend industriell/gewerblich genutzt. Es verbindet das Hauptbahnhofgebiet mit den äusserst attraktiven Arealen am Ufer See und Aarebecken. Es braucht für diese Gebietsentwicklung Prozesse, die dieser städtebaulichen Herausforderung mit den gegebenen vielfältigen Rahmenbedingungen Rechnung tragen. Die städtebauliche Lösungen müssen einen urbanen Charakter aufweisen mit einem hohen Anteil öffentlicher und publikumsorientierter Nutzungen und Zwischennutzungen (urbanes Leben, Kultur, Freizeit u. dgl.) und beachten, dass die Entwicklung hier ein nie abgeschlossener Prozess sein kann und immer in Bewegung ist, also stehts einem Zwischenzustand entspricht. Auf Grund dieser Überlegungen erachte ich die Ansätze 1 (Lohner, wurde übrigens nicht im Auftrag der Stadt entwickelt und auch nie beschlossen sondern nur als eine denkbare Variante visualisiert) und 2 (Roost) nicht geeignet (schlecht etappierbare Grossformen, kein Erhalt von Zwischennutzung, auf zuviel Priveenutzungen ausgerichtet). Sie sind daher nicht weiter zu verfolgen. Der Ansatz 3 (Bührer) erscheint mir hinsichtlich Überlegungen zu Städtebau, Prozessen eher zielführend werden zu können.

Eine Markthalle mit Speisen und Kultur aus aller Welt.

Damit ich mich mit diesem Stadtteil identifizieren kann, muss dieser: - Eine funktionierende ÖV / LV Drehscheibe Bahnhof haben (Priorität). - Einen grosszügigen LV Zugang vom Bahnhof zu Schadau und See (am Kanal- / Aareufer schaffen, der nicht (wie am gegenüberliegenden Ufer) einseitig durch Sichtschutzhecken begrenzt ist. - Ein Wohngebiet mit grossmehrheitlich genossenschaftlichem Wohnungsbau und adäquater Infrastruktur sein. - Horizontal aber nicht vertikal verdichtet sein. - Nicht zum Experiment und Sammelsurium all dessen werden, was in Thun auch noch fehlt. - Keine "Lohner" Marina sein. - Weder zu grossteilig (Roost) noch zu kleinteilig (Bührer) sein. - Seiner Lage entsprechend auch repräsentieren.

Markthalle mit unterschiedlichen Ständen Buvetten

Lebensraum für Niedriglohnmenschen wie Studierende, Jugendliche, Sozialwohnungen an bester Wohnlage. Als Vorbild dient mir die neu gestaltete Hafenanlage in Aalborg DK. Offene Kulturräume. Grosszügiger Zugang dem Wasser entlang für alle Menschen.

Ich wünsche mir, dass das ‘Alleinstellungsmerkmal’ des Areals Bahnhof-Rosenau-Scherzligen einen Entwicklungsprozess wiederspiegelt, der in der bisherigen Thuner Stadtentwicklung ‘alleinsteht’. Dazu gehört aus meiner Sicht vor allem ein unausgesetzter, niederschwelliger und diskriminierungssensibler Einbezug der Meinungen, Bedürfnisse, Anliegen, Wünsche und Utopien der Bevölkerung. Zu diesem Stadtteil gehören für mich besonders der Strassenstrich, das AKuT und die Rosenaupost. Diese dürfen aus meiner Sicht nicht einfach abgerissen oder verdrängt werden. In ihnen steckt ein enormes Potential, eine Entwicklung und Aufwertung des Gebiets zu gewährleisten, das für ALLE und nicht nur für WENIGE gedacht ist. In einem Gebiet rund um den Bahnhof finde ich es selbstverständlich, dass ein für alle Bevölkerungsgruppen jederzeit sicherer und zugänglicher öffentlicher Raum geschaffen wird. So müssen etwa die Sicht- und Beleuchtungsverhältnisse so sein, dass sich alle sicher fühlen und frei bewegen können und dennoch nicht ständiger Beobachtung und Überwachung ausgesetzt sind. Die Liste der bereits bekannten Anforderungen für diskriminierungsreduzierte Stadtteile ist lang und seit langem bekannt. Die Umsetzung gelingt bisher allerdings nur punktuell und den Bedürfnissen von Sexarbeiter_innen oder Jugendlichen aus prekären Verhältnissen wird kaum je entsprochen. Ich stelle mir vor, dass sich partizipative und diskriminierungssensible Prozesse in der räumlichen Planung und Ausgestaltung niederschlagen müssen, in dem nutzungsoffene, nicht nur ‘durchdesignte’, sondern auch etwas ‘heruntergekommene’ Räume und ein Innovations- und kommunikationsförderndes Umfeld geschaffen werden (vielleicht ein Volkshaus, Kulturzentren, offene Ateliers…), in denen informelle soziale Netzwerke entstehen können,  aus denen heraus sich das Gebiet dann über Jahrzehnte bedürfnisorientiert weiterentwickeln kann. 

Grüne Arealen, "normale" Wohnungen, nicht teure.

Raum zum Sein und Verweilen mit Sitz- und Austauschmöglicheiten am Wasser ohne Konsumzwang, lebendiger Quartierplatz (z.B. à la Museumsquartier Wien mit den Enzis), Möglichkeit für viele Nutzungen (Schule, Wohnen, Arbeit, alternative Nutzungen), so dass alle von dieser tollen Lage profitieren können. 

Ich unterstütze grundsätzlich die Überlegungen und Kriterien von Jürg. Die beiden Vor-Studien mahnen mich sehr an das Selveareal, das eine städtebauliche Katastrophe geworden ist. Für mich ist ein Stadtteil attraktiv, wenn ich gerne dort bin resp. hingehe: zum Einkaufen, öffentliche Verwaltung, für Kultur, zum Geniessen (z.B. Gastronomie) usw., also eine gute Durchmischung (inkl. Wohnungen). Diese Bedürfnisse kann ich allerdings weitgehend bereits in der Innenstadt abdecken, also eigentlich nichts Neues (und es kommt mir dazu auch nichts in den Sinn), sondern eher zusätzliche Konkurrenz, über deren Sinn ich mich gerade in der heutigen Zeit frage.

Damit ich mich mit diesem Stadtteil identifizieren kann, muss dieser:
- Eine funktionierende ÖV / LV Drehscheibe Bahnhof haben (Priorität).
- Einen grosszügigen LV Zugang vom Bahnhof zu Schadau und See (am Kanal- / Aareufer schaffen, der nicht (wie am gegenüberliegenden Ufer) einseitig durch Sichtschutzhecken begrenzt ist.
- Ein Wohngebiet mit grossmehrheitlich genossenschaftlichem Wohnungsbau und adäquater Infrastruktur sein.
- Horizontal aber nicht vertikal verdichtet sein.
- Nicht zum Experiment und Sammelsurium all dessen werden, was in Thun auch noch fehlt.
- Keine "Lohner" Marina sein.
- Weder zu grossteilig (Roost) noch zu kleinteilig (Bührer) sein.
- Seiner Lage entsprechend auch repräsentieren.

Beim Bahnhof ein unterirdischer Bus-Bahnhof, auf dem Aarefeld-/Manorplatz einen Markt, von der Rosenau gegen Scherzligen zu eine Ausgehmeile à la Selve-Areal in den 90er-Jahren, auf dem Areal der Schadaugärtnerei urban gardening, Gastronomie und etablierte Kultur wie Theater oder Sommerabendkino, bei der Schadau status quo.

Wieder ein Hauch vom früheren Selve Areal, etwas für alle ein Sport Park wie ein Indoor/Outdoor Rollorama, mit verschiedenen Möglichkeiten oder Kletterpark. Eine Art Markthalle ob mit oder ohne Restaurants, frisches Gemüse/Ware verkaufen von jeglichen Produzenten. Die Grünfläche so gut es geht lassen, zur Erholung für alle!

Kulturelle freiRäume (niederschwellig zugängige Räumlichkeiten, die auch von der jungen Bevölkerung benutzt werden kann, z.b. Tanz, konzerte, Ateliers, Workshops) Generationenhaus ohne zu viele Strukturen die einem aufgezwungen werden; öffentliche Plätze, auf denen für alle was dabei ist, also ein öffentlicher ‘Generationenplatz’; öffentliche Plätze am Wasser; Sicherheit bei der Schiffländte für Kinder; viele Sitzgelegenheiten, aber no hostile design; viele Bäumen für Schatten; eine gute Durchmischung bei Wohnstrukturen, gekoppelt mit Spielgruppe , Kitas, Kindergarten, Spielplätzen, Sportplätze, Orte, wo es erlaubt ist Musik zu machen; ohne Autos; gut mit Kinderwagen oder Rollstuhl begeh-, bzw. befahrbar; Lebensmittelläden in nächster Nähe; akut; Brocki; mehrheitlich öffentliche nicht kommerzielle Nutzungen; öffentlicher und genossenschaftlicher Wohnungsbau; sichere Fussgänger’innen- und Velowege zum Bahnhof; Gemeinschaftsgärten und urban gardening; Ludothek; Caritasladen; Räume mit tiefen Mieten für Kleingewerbe (siehe aktuelle Nutzer); Jugendherberge; donkey republic station (öffentliche leiräder); weitere Planungsperimeter: Sicherstellung einer Aareüberquerung für Velos und Fussgängerinnen und Fussgänger; hohe Bauten ( versperrt ja niemandem die Sicht) zu gunsten der Frei-, Grün und Spielflächen; stark reduziertes Parkplatzangebot.