Mehr Toleranz und Respekt für die Wohnidylle und Ausgehmeile Altstadt

Avatar of SP Thun SP Thun - 04. April 2012 - Aus dem Präsidium

An einer von der SP Thun organisierten Podiumsdiskussion zeigte sich am Dienstagabend einmal mehr, dass ein Nebeneinander von Wohnen und Ausgehen in der Thuner Altstadt Toleranz und Respekt erfordert. Dass dies nicht einfach ist, zeigte sich an der zeitweise aufgeladenen Stimmung im Freienhofsaal. Neu aufgeworfen wurde der Vorschlag für eine Kulturzone in der Altstadt. Gegen 100 AltstadtbewohnerInnen, Jugendliche, PolitikerInnen und Thuner Verwaltungskader verfolgten am Dienstagabend die Podiumsdiskussion unter dem Titel „Thuner Altstadt – Wohnidylle oder Ausgehmeile“. Moderator Stefan Geissbühler, Chefredaktor beim Thuner Tagblatt, stellte im Verlauf der Diskussion fest, dass die Ansprüche von BewohnerInnen und Barbetreibenden auseinander klaffen. Die Emotionen wogten besonders im Publikum hoch, so dass an Mani Matters Lied über die Wilhelm-Tell-Aufführung im Löwen in Nottiswil erinnert fühlte. Gemeinderat Peter Siegenthaler schilderte zu Beginn der Diskussion, dass sich der Gemeinderat eine Koexistenz von Wohnen und Ausgehen in der Altstadt wünsche. „Die mittlere Unzufriedenheit von Anwohnern und Wirten zeigt, dass die Koexistenz einigermassen funktioniert“, stellte Siegenthaler fest. Die beiden Altstadtbewohnenden Lisa Ferrari und Emanuel Peter vertraten die Haltung, dass Ausgehen in der Altstadt Respekt bedinge. Wenn Leute im Restaurant reden, stört es nicht. Was aber stört, ist „Göisse“, „Chräie“, „Asoode“, fand Emanuel Peter. Für Lisa Ferrari sind die Ansprüche der Ausgehfreudigen in Ordnung; sie stört sich aber an übermässigem Johlen und Grölen. Zudem hat sie das Gefühl, dass sich die Patrouillen des Ordnungsdienstes häufig dort aufhalten, wo gerade kein Problem ist. Eine pointierte Haltung vertrat der Vollblut-Hauptgässler, Architekt und Raumplaner Kasimir Lohner: „Wohnidylle und Ausgehmeile sind für mich kein Gegensatzpaar, sondern die Altstadt ist für mich beides“. Er appellierte an die Hausbesitzer, für eine gute Schalldämmung bei den Fenstern zu sorgen und ihre Liegenschaften gut zu unterhalten. „Ich kann mir gut vorstellen, dass die ekligen Nebenwirkungen zurückgehen würden, wenn man mehr Sorge tragen würde zur Substanz der Altstadt“, untermauerte Lohner seinen Appell. Reto Kupferschmied, Betreiber der Mundwerk-Bar, kann Leute nicht verstehen, die Mitten in der Stadt wohnen gehen, wenn sie Ruhe suchen. „Ich kann als Wirt nicht die ganze Nacht draussen stehen, um für Ruhe zu sorgen“, erklärte Kupferschmied. Unterstützung erhielt er aus den Reihen des Publikums: „Die Beizer können nichts dafür, wenn Leute Sixpacks kaufen und dann wie die Berserker durch die Gassen ziehen.“ Einen neuen Vorschlag brachte der junge Architekt Mario Saurer ein: „Ich stelle mir eine Kulturzone Innenstadt vor: 1 cm pro Einwohner, das gäbe 440 Laufmeter Kultur, z.B. die ganze Hauptgasse inklusive Mühleplatz.“ Unter Kulturzone stellt sich Saurer eine Zone mit ermässigten Nachtruhevorschriften an Wochenenden vor, damit das Zentrum zum Treffpunkt wird. Bei den Jugendlichen im Publikum stiess diese Forderung auf Zustimmung, weniger bei Raumplaner Lohner, der eine Ghettoisierung nicht gut fände. Ein Fazit der Veranstaltung ist, dass Wohnen und Ausgehen in der Altstadt weiterhin nebeneinander Platz haben, wenn die Ausgehenden Rücksicht auf die AnwohnerInnen nehmen. Die SP Thun hat dies bereits vor zwei Jahren in einem Positionspapier festgehalten. Weitere Schlussfolgerungen des Abends sind, dass alle involvierten Kreise mehr miteinander reden sollten – und dass sich diejenigen, die sich mehr Kultur und weniger Einschränkungen wünschen, zusammenschliessen sollten, um ihre Kräfte zu bündeln.

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